Befruchtungsrate als Erfolgsfaktor

Gerade in letzter Zeit wurde – angestoßen durch den Rückzug von Siert 499 aus dem Deckdienst und die massiven Befruchtungsprobleme von Walt 487 – wieder vermehrt über die Relevanz der Spermaqualität und die damit einhergehende Befruchtungsrate von KFPS-Deckhengsten diskutiert.

Diese Faktoren beeinflussen nicht nur maßgeblich den Erfolg eines Deckhengstes hinsichtlich der Anzahl von ihm gezeugter Nachkommen, sondern spielen auch eine wirtschaftliche Rolle für Züchter und Hengsthalter, geht die Bedeckung einer Stute doch immer auch mit einem nicht unwesentlichen finanziellen, logistischen und veterinärmedizinischen Aufwand einher.

Das KFPS versucht diesem wichtigen Punkt durch eine der Körung eines Hengstes vorausgehende Untersuchung der Spermaqualität Rechnung zu tragen (vgl. Reglement Hengstenkeuring, Art. 18 – abrufbar auf kfps.nl). Dabei werden Beweglichkeit (Motilität) und Morphologie der Spermien beurteilt bzw. die Anzahl der morphologisch normalen, beweglichen Spermien (TNB) bestimmt. Der dabei durch das KFPS festgelegte Mindestprozentsatz motiler Spermien von 50% liegt dabei deutlich über den in der Literatur angegebenen Mindeststandards von 35% (vgl. Aurich 2008, S. 318 ff).

Neben den die ursprüngliche Spermienqualität betreffenden Faktoren, die bedingt mit Gesundheitsstatus und Alter des Hengstes korrelieren, liegen weitere wichtige Qualitätsfaktoren aber auch in der Aufbereitung und Lagerung des Samens. Besonders der Versand von gekühltem Frischsperma geht dabei bei unsachgemäßer Verdünnung, Unterbrechung der Kühlkette und / oder zu langer Transportzeit mit einem hohen Risiko von Qualitätsverlusten einher (vgl. Aurich 2008, S. 319).

Da innerhalb des KFPS meines Wissens keine Bedeckungen mittels Natursprung oder Nativsperma mehr erfolgen, sind Stuthalter in besonderem Maße auf die Einhaltung der o.g. Qualitätkriterien seitens der Hengsthalter angewiesen.

Auf Basis der offiziellen Bedeckungs- und Geburtszahlen (abrufbar via kfps.nl bzw. zu finden in der jährlich vom KFPS herausgegebenen Hengsteninformatie), habe ich die betreffenden Zahlen der “Züchterlieblinge” nach Bedeckungen im Zeitraum 2011 – 2015 recherchiert und in einer kleinen Übersichtsgrafik festgehalten:

Korr - Deckungen-Geburten 2011 - 2016

Hier zeigt sich deutlich, dass die unterschiedliche Befruchtungsleistung der Hengste einen maßgeblichen Faktor hinsichtlich ihres Einflusses auf die Gesamtpopulation darstellt – der Beitrag eines Hengstes hängt als nicht ausschließlich davon ab, wieviele Chancen er aus züchterischer Hinsicht erhält.

Im folgenden möchte ich die Befruchtungsleistung im prozentualen Bereich etwas besser veranschaulichen:

Korr - Deckungen-Geburten 2011 - 2016 - beste 20

Reiht man die Hengste nach ihrer Befruchtungsrate (nach offiziellen Zahlen) im Zeitraum 2011 – 2016, so findet man nicht ausschließlich junge Hengste in den vordersten Rängen. Verhältnismäßig langgediente Deckhengste wie Ulke 338, Wikke 404 oder Beart 411 kommen trotz fortgeschrittenen Alters auf sehr hohe Befruchtungsraten.

Im umgekehrten Sinne findet man unter den Hengsten mit schwächeren Verhältniszahlen auch junge Beschäler, wie z.B. Date 477 oder Djoerd 473:

Korr - Deckungen-Geburten 2011 - 2016 - letzte 20

Natürlich muss man angesichts dieser Zahlen auch im Hinterkopf behalten, dass nicht alleine die Spermaqualität eines Hengstens ausschlaggebend für die erfolgreiche Befruchtung einer Stute ist – oft genug liegt das Problem auf Seiten des weiblichen Tieres, so vertragen manche Stuten z.B. die zur Verdünnung des Versandspermas verwendeten Substanzen nicht oder werden aus anderen Gründen nicht trächtig.

 

Literatur:

Aurich, C. (2008). Reproduktionsmedizin beim Pferd. Gynäkologie – Andrologie – Geburtshilfe (2. Aufl. 2009). Stuttgart:MVS

Neues aus den Körbahnen

Am vergangenen Wochenende fanden die große Körveranstaltung der Fokvereniging “Ta it Bihald” in Garijp / NL und die erste deutsche Zuchtschau des Jahres in Neustadt an der Dosse statt.

Fokdag “Ta it Bihald” Garijp (21. & 22.07.2017)

Das Fortschreiten der Saison macht sich nun auch in den Teilnehmerzahlen auf den Körbahnen bemerkbar – in Garijp kamen beinahe 180 Pferde vor die Jury, davon 93 Fohlen.

Die vollbesetzten Fohlenrubriken wurden bereits in einer Vorkörung gerichtet, dabei konnte die Jury neun 1. Prämien verteilen. Jeweils zwei 1. Prämien regnete es für Nachkommen von Alwin 469 und Jehannes 484, auch die jungen Hengste Djoerd 473, Haike 482, Eise 489, Markus 491 und Nane 492 konnten 1.Prämie-Fohlen liefern.

Der Haike 482-Sohn Friso fan ‘t Kroese Beamke (x Olof 315) wurde von der Jury schließlich zum besten Hengstfohlen gekürt, gefolgt von Doede fan Klaeiterp (Alwin 469 x Lutger 436) als Reserve-Sieger.

Bei den Stutfohlen holte sich Doutzen fan F. en R. (Alwin 469 x Beart 411) den Kampioenstitel, als Reserve-Siegerin wurde die Jehannes 484 x Beart 411 gezogene Do fan de Marrewyk erkoren.

In den Jugendrubriken der Enter- und Twenterstuten wurden zwei Pferde mit 1. Prämien bedacht – die Felle 422 x Leffert 306 gezogene Twenterstute Yinthe K. und die ebenfalls 2-jährige Norbert 444-Tochter Zarina fan Oostenburg (x Beart 411). Zweitere konnte sich später am Tag auch den allgemeinen Reserve-Titel sichern.

Im vollbesetzten Klassement der Fohlenbuchstuten wurde auch in Garijp hart selektiert – trotzdem konnten sechzehn Stuten das begehrte Ster-Prädikat erlangen, sechs von ihnen erhielten dabei eine 1. Prämie und damit eine Einladung zur CK in Drachten.

In der Rubrik der Stammbuchstuten zur Graderhöhung trabte schließlich Rixt fan ‘e Sanharst (*2013, Norbert 444 x Ulbert 390) in die Körbahn. Im Vorjahr wurde diese Stute bereits in Garijp vorgestellt und mit einer 3. Prämie in das Stammbuch aufgenommen – dieses Jahr überzeugte sie die Körmeister offenbar und erhielt nicht nur als einzige Stb-Stute eine 1. Prämie, sondern wurde im Kampioensring auch noch zur Gesamtsiergerin ausgerufen.

DFZ-Zuchtschau Neustadt a.d. Dosse

Im deutschen Neustadt a.d. Dosse stellten sich am 22.07.2017 achtzehn Fohlen den strengen Augen der Jury. Drei von ihnen konnten eine begehrte 1. Prämie erlangen, als bestes Hengstfohlen wurde daraus Dalton vom Schladitzer See (Markus 491 x Alke 368) benannt, der Titel für das beste Stutfohlen ging an Francis vom Friesenhof Altmark (Alwin 469 x Krist 358).

Bei den Fohlenbuchstuten wurden keine 1. Prämien vergeben, von den neun Startern in der rubrik wurden jedoch zwei Stuten mit einer 2. Prämie und dem Sterprädikat bedacht. Die 2014 geborene Tessa W. (Wolfert 467 x Jerke 434) konnte zusätzlich zu ihrem Sterprädikat auch den Titel als allg. Reserve-Siegerin entgegennehmen.

Der Kampioenstitel ging an die 2007 geborene Kroonstute Zarina van de Stoven (Beart 411 x Dirk 298), die sich mit einer 1. Prämie auch eine Einladung zur CK in Drachten sicherte.

Sportfriesen der Extraklasse in Amstetten

Im niederösterreichischen Amstetten feierte der bekannte Friesenreiter Ralph Buchberger heute fulminante Erfolge auf den Elite-Sport-Hengsten der Familie Prexl.

Mit dem 10-jährigen Wirdmer fan ‘e Boppelannen Ster Sport-Elite (Beart 411 Px Jillis 301) holte er sich Mittags mit einer imposanten Leistung den Sieg im vollbesetzten Prix St. Georges.

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Wirklich fulminant wurde es aber im Nachmittagsprogramm – das traditionelle Ringen um die “Amstettner Lanze”, das Ralph Buchberger in den letzten Jahren bereits zwei Mal in Folge für sich entscheiden konnte, wurde erneut in einer kostümierten Musikkür der Klasse M entschieden.
Der Titelverteidiger hatte dazu – wie schon in den Jahren zuvor – seinen bewährten Kürpartner Zen ‘fan Panhuys’ Ster Sport-Elite (Dries 421 x Fabe 348 P) gesattelt und das Publikum staunte nicht schlecht, als der imposante Hengst als Zebra das Viereck betrat.
Zur bewegenden Musik des Muscials “Der König der Löwen” zeigte das Paar (professionell geschminkt von Make-Up-Artist & Friesenbesitzerin Alexandra Buschmann) ein Programm der Extraklasse, welches dem Publikum eine spürbare Gänsehaut verpasste.
Der Sieg war den beiden mit ihrer Glanzleistung nicht zu nehmen – 74,542% brachten ihnen schließlich erneut die “Amstettner Lanze” ein, von den Herzen des Publikums ganz zu schweigen.

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Herzliche Gratulation zu dieser hervorragenden Leistung!

Weitere Bilder folgen Morgen :).

TV-Tipp: Eröffnungsfeier des CHIO Aachen 2017

Der WDR übeträgt am morgigen Dienstag, 18.07.2017 ab 20:15 Uhr live die Eröffnungsfeier des diesjährigen CHIO Aachen. Für Friesenliebhaber ein besonderes Gustostückerl, denn als Partnerland des CHIO fungieren dieses Jahr die Niederlande – aufgrund dessen dürfen sich interessierte Zuschauer auf jede Menge Friesenpower während der Eröffnungszeremonie freuen!

Nähere Informationen unter:

DFZ
Webseite des CHIO Aachen
WDR Lokalzeit – TV-Beitrag über Friesen

Update Hengstregister

Aus Gründen der Vollständigkeit habe ich die bisherige Liste der aktiven Deckhengste um alle seit 1987 gekörten Hengste erweitert.

Die Seite ist nun neu unter dem Menüpunkt Hengstregister abrufbar und wird weiterhin laufend aktualisiert und erweitert.

Für Anregungen und Kritik stehe ich wie immer gerne zur Verfügung :).

Auf Papieren kann man nicht reiten!

In unzähligen Diskussionen, Beratungsgesprächen und handfesten Disputen fällt immer wieder dieser Satz, der regelrechte Glaubenskriege auszulösen und die Pferdewelt in “Rassefetischisten” und “Pferderetter” zu teilen scheint: “Auf Papieren kann man nicht reiten!”

Die Zuschreibungen und Vorurteile der einen Gruppe gegenüber der anderen sind beiderseitig oft abenteuerlich und nicht selten bösartig, hämisch und vor Polemik strotzend – und somit ein Anlass, sich der Thematik einmal unaufgeregt, sachlich und in aller Ruhe zu widmen.

In erster Linie gilt es wohl, einige Fakten zu definieren und klarzustellen.

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Hervorragendes Papier unter dem Sattel – Zen ‘fan Panhuys’ Ster Sport-Elite (Dries 421 x Fabe 348 P)

Von nichts kommt nichts

Alle heute lebenden Hauspferde, aber auch die verwilderten Populationen von Brumbys, Mustangs etc. sind wissenschaftlichen Erkenntnissen folgend Angehörige einer domestizierten Form des Wildpferdes (Equus ferus) – die letzte überlebende Unterart dieses einst offenbar formenreichen Artenkomplexes bildet das gefährdete, in der Mongolei beheimatete Przewalski-Wildpferd (Equus ferus przewalski).

Die Stammform der heute rezenten Hauspferde ist nicht eindeutig geklärt (vgl. Wallner et al. 2003; Jansen et al. 2002), Fakt ist aber, dass alle Hauspferde Produkte eines über Jahrtausende anhaltenden Domestikationsprozesses sind.

Die unter dem Domestikationsprozess verstandene “Haustierwerdung” einer Spezies ist maßgeblich durch den Faktor der bewussten oder unbewussten menschlichen Zuchtwahl bei gleichzeitiger Isolation von der wildlebenden Population gekennzeichnet – es findet also eine genetische Veränderung der Spezies aufgrund gezielter Selektionszucht durch den Menschen statt (vgl. Zeder 2012).

Die Aufgliederung der domestizierten Grundform in verschiedene Rassen ist wiederum eine Verfeinerung dieser selektiven Zuchtpraxis. Es kann also die Schlussfolgerung erfolgen, dass alle heute lebenden Hauspferde – egal ob per definitionem einer Rasse zugehörig oder nicht – Produkte selektiver, durch den Menschen gesteuerter Zucht sind.

Dass im Zuge dieser Zuchtwahl mancherorts Buch geführt wird, ist dabei lediglich ein Nebeneffekt – egal ob mit oder ohne Papier, eine Nutzbarmachung der Spezies Equus ferus gelang erst durch gezielte Auslese und züchterische Veränderung. Vereinfacht könnte man also sagen: NUR auf Papieren kann der Mensch reiten, denn ohne generationenlange Zuchtwahl wären Hauspferde in ihrer heutigen Erscheinungsform nicht existent und Reiter würden sich mit der ungezähmten Wildheit von Tarpanen und Thakis konfrontiert sehen.

“Rassepferd” vs. “Weideunfall”

Nun ist die Thematik rund um’s Papier aber etwas diffiziler, als oben dargestellt. Die von Zuchtverbänden ausgestellten Abstammungspapiere sind per se als Dokumentation der Herkunft eines Individuums gedacht und sollen demnach nicht nur die lückenlose Abstammung aus registrierten und der betreffenden Rasse zugehörigen Ahnen beweisen, sondern auch eine klare Abrenzung einer Rasse vom Rest der Hauspferdepopulation schaffen. Wie bereits erwähnt, basiert die Rassezucht auf dem selben Prinzip wie die Domestikation im Allgemeinen, engt aber die grundlegenden Selektionskriterien auf eine Weise ein, die eine mehr oder weniger klare Unterscheidbarkeit einer Subpopulation (Rasse) zum Rest der Population möglich machen –  die Möglichkeiten sind dabei mannigfaltig und reichen von Körperbau, Größe, Farbe, Gangvermögen und Gebrauchsveranlagung, bis hin zu Temperament und Charakter.

Mit dieser Verengung und Festschreibung der Selektionskriterien (der oft zitierte “Rassestandard”) wird auch eine Organisation der betreffenden Züchter notwendig, um eine Populationsgröße zu ermöglichen, die eine tragfähige genetische Basis für den generationenlange Erhalt einer Rasse bildet – so kommen Zuchtverbände zu Stande, die sich mit der selektiven Zucht einer einzelnen Rasse auseinandersetzen und diese organisatorisch voran treiben. Heute ist es üblich, dass die Hohheit über die Definition der Selektionskriterien sowie die damit verbunde Zulassung von Rasseindividuen zur Zucht bei eben diesen Zuchtverbänden liegt, die damit ein Mindestmaß an Qualität hinsichtlich der definierten Rasseeigenschaften in der Population zu implementieren versuchen – es hat demnach einen tieferen Sinn, warum in einem geschlossenen Rassestammbuch nicht jeder Hengst und jede Stute ohne Begrenzung zur Zucht herangezogen werden darf, sondern insbesondere die Hengste mehr oder weniger strenge Auflagen zu erfüllen haben, ehe sie ihren züchterischen Einfluss an die nächste Generation weitergeben dürfen. Damit einher geht auch die permanente Veränderung von Rassepopulationen, die in Anbetracht sich wandelnder Anforderungen (am Beispiel des Friesen sei die immer öfter geforderte Sporteignung genannt) notwendig ist, um ein Fortbestehen einer Rasse zu gewährleisten – denn wo keine Nachfrage besteht, kann keine Pferderasse auf Dauer existieren.

Das Abstammungspapier ist demnach – sofern von einem seriösen und qualitätsbewussten Verein ausgestellt – ein Garant für ein Mindestmaß an Qualität hinsichtlich Zuchtwahl der Vorfahren eines Pferdes. Es macht aber noch lange kein “gutes” Pferd!

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Weide, ganz ohne Unfall – Freyja fan Limbach (Erryt 488 x Jerke 434)

Denn ohne mit der Wimper zu zucken, wage ich zu behaupten, dass es auch ganz hervorragende Pferde gibt, die über keinerlei Abstammungspapier verfügen.
Dies begründet sich in der Launenhaftigkeit der Natur – die Zucht von Tieren ist immer auch ein bisschen Glückssache und die Kombination von Genen zweier Elterntiere ist immer zu einem gewissen Teil ein “Lotteriespiel”. So kommt es vor, dass die Nachkommen zweier absoluter Topper nur “durchschnittlich” sind, wohingegen ein Fohlen aus der ungeplanten Weideliaison zweier Durchschnittspferde sich zu einem hervorragenden Gebrauchspferd mausert.

Nichtsdestotrotz ist die Wahrscheinlichkeit ungemein größer, ein Fohlen zu züchten, das gewünschten Kriterien entspricht, wenn die Vorfahren dieses Fohlens bereits über Generationen nach eben diesen Kriterien ausgewählt wurden – so wird ein Friesenfohlen in den allermeisten Fällen schwarz sein, eine hohe Aufrichtung und überdurchschnittlich viel Behang mitbringen.

Ein den eigenen Qualitätsvorstellungen entsprechendes Pferd aus einer gefestigten Zuchtlinie zu ziehen mag also so etwas wie “Lotto 6 aus 45” sein – ein ebensolches Pferd aber aus zufällig gewählten Eltern zu ziehen, die abstammungstechnisch nach unterschiedlichen oder ganz und gar zufälligen Selektionskriterien gezüchtet wurden, ist mehr wie “Lotto 6 aus 45.000.000”. Dieser Umstand macht es auch notwendig, einen kritischen Blick auf die Neuschöpfung von “Moderassen” zu werfen – viele dieser Rassen sind tatsächlich reine Kreuzungsprodukte und die daraus entstehenden Individuen weisen oft keine nennenswerten Ähnlichkeiten untereinander auf. Dabei von einer neuen Rasse zu sprechen ist demnach in einigen Fällen wahrlich abenteuerlich und spottet der züchterischen Sorgfalt und jahrzehntelangen Arbeit, die hinter der tatsächlichen Etablierung einer gefestigten Rassepopulation stehen.

Insofern haben Abstammungspapiere also durchaus ihre Berechtigung, wenn es um die Qualität und damit auch den finanziellen Wert des Einzeltieres geht. Über den ideellen Wert hingegen können sie kaum etwas aussagen.

Von Züchtern und Vermehrern

Ein weiteres großes Thema drängt sich in der Diskussion um die Wertigkeit von Abstammungspapieren auf – die Verantwortlichkeit von seriösen Züchtern in Zeiten des überbordenden Pferdemarktes.

Eine Eigenheit von Zuchtverbänden ist es nämlich, ihre Mitglieder einem (häufig festgeschriebenen und kontrollierten) Ehrenkodex zu unterstellen, der neben den Regeln hinsichtlich der Qualität der verwendeten Zuchtpferde auch deren ethische und tierschutzkonforme Haltung und Betreuung umfasst. Auch wenn es immer wieder “schwarze Schafe” unter den Vereinszüchtern gibt, so ist die Wahrscheinlichkeit auf ein in ordnungsgemäßen Umständen geborenes und aufgezogenes Pferd aus seriösen Züchterhänden doch recht groß, zumal dann, wenn man die Möglichkeit hat, die dortigen Zustände aufgrund des in den Papieren angebenen Zuchtortes mit eigenen Augen nachzuvollziehen.

Anders hingegen verhält es sich mit Pferden aus nicht nachvollziehbaren Quellen – die häufig euphemistisch als “Weideunfall” oder “Kind der Liebe” angebotenen Tiere ohne Abstammungspapier stammen nicht selten aus scharf kalkulierenden Vermehrerställen, in denen – ohne Rücksicht auf qualitative Zuchtwahl, tierärztliche Betreuungsnotwendigkeit oder tierschutzkonforme Unterbringung und Pflege – Pferde für das Billigsegment des Marktes produziert werden (erschreckenderweise in ähnlicher Form, wie das in Hundekreisen schon seit vielen Jahren publik ist).

Pferde aus solchen Quellen müssen dabei nicht per se “schlecht” oder krank sein, als Käufer muss man sich aber die Zuschreibung gefallen lassen, als Abnehmer eines Tieres aus derartigen Umständen – ob wissentlich oder nicht – indirekt zum Weiterbestand ebendieser beizutragen.

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Ein schöner Start ins Pferdeleben – Frederik fan Limbach (Erryt 488 x Jerke 434)

Literaturverzeichnis

Jansen, T., Forster, P., Levine, M.A., Oelke, H., Hurles, M., Renfrew, C., Weber J. & Olek, K. (2002). Mitrochondrial DNA an de the origins of the domestic horse. In I. Verma (Hrsg.) PNAS, Ausg. 99/16, S. 10905 – 109010.

Wallner, B., Brem G., Müller, M. & Achmann, R. (2003). Fixed nucleotide differences on the Y chromosome indicate clear divergence between Equus przewalskii and Equus caballus. In H. Lenstra (Hrsg.) Animal Genetics, Ausg. 34/6, S. 453 – 456.

Zeder, M.A. (2012). Pathways of Animal Domestication. In P. Gepts (Hrsg.) Biodiversity in Agriculture: Domestication, Evolution, and Sustainability, S. 227 ff.

 

Tjesse 400 verstorben

Der 1998 geborene Tjesse 400 ist dieser Tage in den USA verstorben.

Der Sjaard 320 x Hearke 254 P gezogene Hengst wurde 2002 im KFPS gekört und deckte bis zu seiner Abkörung 2007 im KFPS, danach wurde er im FPZV weiter als Deckhengst verwendet. Seit Dezember 2006 war er im US-Bundesstaat Washington bei Regine Brockway beheimatet, wo er nun 19-jährig verstorben ist.

Tjesse 400 war während seiner KFPS-Karriere kein übermäßig beliebter Deckhengst, in seinen 6 aktiven Deckjahren deckte er insgesamt etwas mehr als 200 Stuten. 32 seiner Töchter wurden in das Stammbuch aufgenommen, 3 wurden mit dem Sterprädikat ausgezeichnet – darüber hinaus trägt einer seiner Nachkommen das Sportprädikat. Tjesse 400 hinterlässt keine im KFPS gekörten Söhne oder Enkelsöhne.

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Tjesse 400 – Foto: Markus Neuroth / friesenwiki.de

Herkansing bringt 3 weitere Hengste in den CO 2017

Heute wurde in Wergea die Möglichkeit angeboten, im Zuge der Besichtigungen oder im CO des Vorjahres ausgeschiedene Junghengste nochmals einer Jury vorzustellen und diesen damit die Chance zu geben, sich doch noch für eine Teilnahme an der Hengstleistungsprüfung 2017 zu qualifizieren. In dieser Herkansing stellten sich 22 junge Hengste dem Juryurteil, 3 von ihnen konnten einen begehrten Platz im CO ergattern.

Der 4-jährige Redbad fan Egypte nahm bereits 2016 am CO teil, verließ die Prüfung aber nach einem unzureichenden Sattelexamen. Der Tjalbert 460 x Anton 343 P x Naen 264 P (Stam 050) gezogene Junghengst überzeugte die Jury mit seiner Präsentation im Geschirr.

Er ist der einzige Sohn von Tjalbert 460, der sich für den CO 2017 qualifiziert hat.

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Redbad fan Egypte in Leeuwarden 2016 – Foto: Markus Neuroth / friesenwiki.de

Die beiden anderen zum CO angewiesenen Hengste strandeten in der 2. Besichtigung im Januar diesen Jahres.

Der Tsjalle 454 x Dries 421 x Feitse 293 P ( Stam 025) gezogene Tsjarp van de Terp wird als vierter Tsjalle 454-Sohn den CO 2017 bestreiten – mit ihm wurde auch der aus Stam 115 gezogene Tjalbert (Reinder 452 x Jakob 302 x Rypke 321) angewiesen, der nicht nur eine interessante Blutführung väterlicherseits mitbringt, sondern auch aus einer Tochter von Jeldau fan ‘e Wigeri Model Pref Prest stammt, die ihrerseits die Mutter der Stammbuchhengste Haitse 425 und Wylster 463 ist.

Fokdag & Pavo Fryso-Qualifikation in Kootwijk

Am vergangenen Wochenende veranstaltete die Zuchtvereinigung “Het Friesche Paard Midden Nederland” eine große Körveranstaltung in Kootwijk, in deren Verlauf auch die erste Qualifikationsrunde für den Pavo Fryso Bokaal Dressuur 2017 ausgetragen wurde.

Körung

Über 100 Pferde wurden der Jury in Kootwijk vorgestellt, davon waren beinahe die Hälfte Fohlen. Bei den Jüngsten wurden dann auch satte sieben 1. Prämien vergeben – als bestes Hengstfohlen wurde Douwe (Hessel 480 x Beart 411 P) auserkoren, bei den Stutfohlen siegte die Omer 493-Tochter Elke van de Stroatweg (x Jerke 434). Auch das erste Fohlen des 2015 in den Deckdienst beorderten Erryt 488 wurde in Kootwijk gekört – das Stufohlen Daantje M.L. Borghart (x Bikkel 470) erhielt eine 2. Prämie.

Aus den Enter- und Twenterstuten wurden zwei Pferde mit 1. Prämien bedacht – die Twenterstute Yinthi van der Vaart (Bartele 472 x Folker 353 P) wurde als Jeugd-Kampioene geehrt, Enter Corine van de Olde Mette Moate (Jehannes 484 x Onne 376) holte sich den Titel Res. Jeugd-Kampioene.

Spannend wurde es im großen Teilnehmerfeld der Fohlenbuch-Stuten. Sechs neue 1.Prämie-Sterstuten und sieben frischgebackene Sterren mit 2. Prämie geben Zeugnis von der hohen Qualität der Zucht im Herzen der Niederlande. Die 3-jährige Vitesse U. (Tsjalle 454 x Onne 376) stand nicht nur in der Kategorie der 3-jährigen Stuten ganz vorne, sondern konnte mit ihrem fantastischen Trab auch im Kampioensring überzeugen und den Titel der allgemeinen Fokdags-Kampioene einheimsen.
Den Reservetitel bei den 3-Jährigen holte sich die ebenfalls mit einer 1. Prämie ausgezeichnete Bartele 472-Tochter Tieke (x Doaitsen 420), weitere 1. Prämien gingen an Töchter von Reinder 452, Alwin 469, Stendert 447 und Onne 376.

Von den 9 Prädikatsstuten, welche angetreten waren um ein Ticket für die CK 2017 zu erhalten, wurden 4 nach Drachten weiterverwiesen – darunter die 2010 geborene Kroonstute Hailey van der Vaart (Norbert 444 x Jelke 367), die auch als allgemeine Reserve-Kampioene geehrt wurde.

Pavo Fryso Bokaal Dressuur 2017

25 Dressurfriesen traten an, um sich in der ersten Qualifikationsrunde im Pavo Fryso Dressurpokal einen begehrten Startplatz für das Finale im Herbst in Drachten zu sichern.

Bei den 4-jährigen Hengsten/Wallachen gelang dies dem Sterhengst Rob van de Demro Stables (Tsjalle 454 x Gjalt 426) unter der Amazone Demi van Nuys mit 72,0 Punkten. Auf dem 2. Platz folgten Sander H. Vb H (Uldrik 457 x Tsjalke 397) und Denise Speelpenning mit 67,5 Punkten – auch sie erhielten eine Einladung zum Finale.

Im Bewerb der 5- und 6-jährigen Hengste/Wallache qualifizierten sich gleich fünf Paarungen für das Finale in Drachten:

  • Lodewijk van Hilberalti Ster Sport (*2011, Maurus 441 x Sytse 385 – Halbbruder von Erryt 488 Sport) unter Susan Bouwman-Wind – 72,0 Punkte
  • Jelger fan it Hiem Vb Ster (*2011, Tsjalle 454 x Tjimme 275) unter Pieter van Weemen – 69,5 Punkte
  • Maran Stal Oostwal Amsterdam Vb H (*2012, Jasper 366 P x Wobke 403) unter Eveline Oostwal – 67,5 Punkte
  • Olbert fan Wylgster Pragt Vb Ster (*2012, Wylster 463 x Jasper 366 P) unter Marleen Glorie – 65,0 Punkte
  • Lykle fan Meren-State Vb Ster (*2011, Tsjalle 454 x Nykle 309) unter Helen Renting – 65,0 Punkte

Bei den 4-jährigen Stuten erreichten Pippa C. Kroon (Norbert 444 x Beart 411 P) unter Corina Conradi mit 66,5 Punkten, sowie Silke fan Berltsum Ster (Wimer 461 x Olof 315) unter Eveline Oostwal Brouwer mit 65,0 Punkten einen Startplatz im Finale.

Zwei weitere Finalisten brachte die Rubrik der 5- und 6-jährigen Stuten – hier erbrachten Susan Bouwman-Wind auf Marjet van de Slingenberg Ster (*2012, Bente 412 x Olof 315) mit 70,0 Punkten und Caroline Hulsman auf der Stammbuchstute Jetske Sollenburg (*2011, Olgert 445 x Nykle 309) mit 67,0 Punkten die notwendigen Leistungen für den Finaleinzug.

CO-Rapport Uldrik 457

Hengst: Ulrik fan ‘e Vestahoeve
Datum des Rapports: 14.11.2009

CO Uldrik 457

Exterieur

Rassetyp
Ulrik ist ein sehr rassetypischer Hengst mit einem schön geformten Kopf und einer langen, gut geformten Halsung.

Gebäude
Ulrik ist ein durchschnittlich entwickelter Hengst, der schön proportioniert ist. Der zeigt eine korrekte Linierung und ist ausreichend gut aufwärts gebaut.

Fundament
Die Hinterhand ist korrekt gestellt, das Fundament ist hart und trocken in den Sprunggelenken.

 

Leistungsprüfung

Trainingsrapport
Ulrik ist ein freundlicher, braver Hengst. Bei seiner Anlieferung zeigte Ulrik Unterschiede im Linksgalopp gegenüber dem Rechtsgalopp, dies hat sich im Laufe der Leistungsprüfung verbessert. Ulrik fällt durch seine leichtfüßige Bewegung auf, der bewegt sich dabei aktiv und aufwärts. Sowohl unter dem Sattel als auch im Geschirr findet er sich im Training leicht zurecht.

Schritt
Der Schritt ist taktsicher und gut ausreichend raumgreifend. Die Hinterhand wird aktiv unter den Körper platziert.

Trab
Ulrik zeigt im Trab einen sehr guten Gebrauch der Hinterhand. Der Trab ist raumgreifend, aktiv und kraftvoll. Der Hengst trägt sich im Trab gut und zeigt eine schöne Haltung.

Galopp
Der Galopp wird gut gesprungen, dabei ist die Hinterhand ausreichend gut aktiv. Im Galopp bewegt sich der Hengst gut ausreichend aufwärts.

Veranlagung als Reitpferd
Ulrik verfügt unter dem Sattel über drei prima Grundgangarten, insbesondere einen qualitativ sehr guten Trab. Der Hengst beweist viel Geschmeidigkeit und Balance und verfügt über viel Vermögen, sich im Körper zu versammeln und zu verlängern. Er lässt sich sehr gut arbeiten. Aus diesen Gründen beweist Ulrik viel Veranlagung als Reitpferd.

Veranlagung als Fahrpferd
Urlik hat durch seine erstklassige Bewegungsform und vor allem durch seinen starken Hinterhandgebrauch viel Veranlagung als Show- und Dressur-Fahrpferd. Im Tuig zeigt der Hengst eine gute, aufwärts strebende Haltung. Er sollte noch etwas mehr Front beweisen. Die Vorhand wird raumgreifend nach vor gesetzt, für ein Tuigpaard sollte der Hengst aber noch mehr Knieaktion zeigen. Er hat im Geschirr eine sehr gute Arbeitseinstellung und viel Vorwärtsdrang.

Beurteilung Leistungsprüfung
Ulrik hat in der Leistungsprüfung in allen drei Disziplinen viel Veranlagung beweisen und sich während des CO positiv entwickelt.

Endbeurteilung
Ulrik ist ein Hengst mit sehr gutem Exterieur und einer guten Abstammung. In der Leistungsprüfung hat er viel Veranlagung als Sportpferd bewiesen. Er wird deshalb in das Stammbuchregister unter dem Namen ULDRIK 457 eingetragen.

Gebrauchsempfehlung
Uldrik 457 ist durch sein umfassend positives Bild sowohl in Hinblick auf Exterieurverbesserung als auch hinsichtlich der Sportveranlagung breit einsetzbar. Er soll idealerweise mit großrahmig entwickelten Stuten eingsetzt werden, die über ausreichende Beinlänge verfügen. Insbesondere soll Uldrik 457 einen positiven Vererbungsbeitrag bezüglich des Hinterhandgebrauchs liefern.