Pferd Wels 2017

Im Zuge der jährlich stattfindenden “Pferd Wels”, die als eine der größten Pferdefachmessen in Europa gilt, wurde auch dieses Jahr das Friesenpferd professionell und hochkarätig durch die Friesenfreunde Österreich (Tochterverein des KFPS) an allen vier Messetagen (25. – 28.05.2017) vorgestellt.

Besonders eindrucksvoll war dieses Jahr die Vielfältigkeit des Programms und die bestechende Qualität der vorgestellten Pferde.

Sympathisch und äußerst kompetent moderiert durch FFÖ-Obfrau Angelika Mangweth, begeisterten die österreichischen Friesen das zahlreich anwesende Publikum in den unterschiedlichsten Disziplinen.

Ein eindrucksvolles Pas-de-deux zu klassischer Musik zeigten Regina und Kristina Radl auf ihren imposanten Wallachen. Dabei war nicht nur die reiche Barockausstattung von Pferden und Reitern bemerkenswert, sondern vor allem die sehr harmonische und überaus gut synchronisierte Vorstellung der Pferde – auch in schwierigen Lektionen.

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Melanie Reidinger und Alexandra Buschmann präsentierten ihre Hengste “Casanova” (Heijnrik ut ‘n Artland, *2010, Eibert 419 x Onne 376) und “Caruso” (Japie fan ‘e Hearresyl, *2003, Rik 396 x Djurre 284) am langen Zügel. Mit spektakulären Zirkuslektionen und einer gut abgestimmten Choreographie in hoher Versammlung begeisterten die überaus schönen Hengste das Publikum. Besonders der erfahrene Show-Veteran “Caruso” ließ sich nicht lumpen, und präsentierte sich sicher und korrekt in Passage und Piaffe.

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Auch die Familie Prexl war wieder mit zahlreichen Pferden anwesend. Mit dabei auch zwei Fixstarter der Welser Messe, die Jahr für Jahr das Publikum bezaubern –  Hengst “Matisse” (Aise v.d. Toarnwerterleane, *2000, Feitse 293 P x Falke 291) unter Perry Prexl und Wallach “Valentin” (Wytse Sent, *1999, Tsjerk 328 P x Naen 264) mit Claudia Prexl an den Leinen. Die beiden erfahrenen Showstars zeigten ihren jüngeren Kollegen dann auch routiniert und souverän, was ein waschechtes Showpferd ausmacht und ernteten verdient staunende Blicke aus dem Publikum.

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Turnieratmosphäre kam auf, als anschließend Sarah Fritzenwanker auf dem bestechend schönen Sterhengst Wijnand v.d. Zwarte Diamant (*2007, Fabe 348 P x Heinse 354 P) und Ralph Buchberger auf dem Grand-Prix-Hengst Zen ‘fan Panhuys’ Ster Sport (*2007, Dries 421 x Fabe 348 P) in die Arena einritten. Die beiden Hengste zeigten Dressur auf höchstem Niveau, Ralph Buchberger und Zen brillierten mit Piaffe, Passage und Einerwechseln.

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Abschließend überraschten die Radl-Schwestern das Publikum noch mit einem Beitrag zur Vielseitigkeit des Friesenpferdes – Wallach Fede wurde unter dem Westernsattel vorgestellt, und das nicht nur von einer der Schwester!

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In einem weiteren Programmpunkt stellten die FFÖ den Friesen dann in einer eingehenden Rassepräsentation mit sehr informativer Moderation durch Angelika Mangweth vor. Das Anschauungsmaterial dazu lieferte wiederum die Fam. Prexl – sie hatten ihre überaus schöne Zuchtstute aus eigener Zucht, Noblesse fan Limbach (*2014, Jerke 434 x Jasper 366 P) mitgebracht, die mit sich wohl DAS Highlight der gesamten Rassepräsentation nach Wels brachte – die am 21.04.2017 geborene Freyja fan Limbach, eines der ersten Fohlen des 2015 gekörten Erryt 488 (ebenfalls in Besitz der Fam. Prexl). Die kleine Prinzessin löste wahre Begeisterungsstürme beim Publikum aus, als sie ohne jede Scheu durch die Halle düste und dabei der moderierenden FFÖ-Obfrau Angelika Mangweth manchmal äußerst elegant ausgeführte Ausweichmanöver abverlangte. Das kleine Pferd mit dem großen Charakter eroberte die Herzen im Sturm.

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Der von Perry Prexl vorgestelle Sterhengst Liekele V. fan de Miedwei (*2011, Uldrik 457 x Jelte 365) brachte schließlich Hengstflair in den Ring – der beeindruckende Hengst sorgte mit seinem reichen Behang und seinem imposanten Auftreten für staunende Gesichter.

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Thorben 466 Elite Sport

Wie die Hengststation de Mersken kürzlich bekannt gab, hat Thorben 466 (Ielke 382 x Sape 381) Anfang Mai die notwendigen Punkte für das Sportprädikat in der Disziplin Mennen erreicht. Mit diesem Resultat erfüllt er nun die Kriterien für die Sportprädikate in allen drei möglichen Disziplinen und dürfte somit der erste KFPS-Deckhengst sein, dem das Prädikat “Elite Sport” verliehen wird.

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Thorben 466 Elite Sport – Foto: Markus Neuroth / friesenwiki.de

Ledenraad – Neue Entwicklungen in den KFPS-Statuten

Am gestrigen Freitag, 19.05.2017, tagte der Ledenraad (Vereinsrat), um bis spät in die Nacht hinein die inhaltliche Ausrichtung des KFPS zu diskutieren.

Neben finanziellen und personellen Agenden wurde insbesondere die Frage der Anerkennung weisser Abzeichen thematisiert – die Ankörung von Siert 499 (Dries 421 x Sape 381) hatte diesbezüglich für Unmut zwischen den Vereinsorganen gesorgt,  da dessen Anteil an weissen Haaren von einigen Züchtern und KFPS-Mitgliedern als zu großflächig erachtet und die Informationen seitens  Keuringskommission und Vorstand diesbezüglich als fehlerhaft bzw. unzureichend kritisiert wurden. Inbesondere entbrannte daraus Anfang des Jahres eine Diskussion um die Kompetenzen der einzelnen Vereinsorgane, die durch die gestrige Sitzung in konstruktive Bahnen gelenkt werden konnte.

Beschlossen wurde unter anderem der verpflichtende Test auf erbliche Abweichungen (Hydrocephalus, OCD – siehe Friesen-ABC) ab diesem Kalenderjahr für alle neuen Sterstuten, sowie alle Stammbuch- und Fohlenbuchstuten, welche züchterisch zum Einsatz kommen. Im Gegenzug wird noch dieses Jahr der diesbezügliche Status aller aktiven Stammbuchhengste veröffentlicht.. Mit diesem Beschluss setzt das KFPS einen akzentuierten Schritt gegen Risikoanpaarungen hinischtlich der bekannten genetischen Anomalien und beweist erneut, wie ein transparenter und professioneller Umgang mit dieser Thematik auszusehen hat.

Die Anforderungen für den Erhalt des Sportprädikats in der Disziplin Mennen (Dressurfahren) wurden um eine Startklasse nach oben verlagert (von bisher Z1 auf ZZ). Ab 2018 gilt somit der Erhalt von 5 Ergebnissen über 60% in der Klasse ZZ als Mindestanforderung für den Erhalt des Sportprädikats im Dressurfahren.

Bzgl. der Anerkennung von weissen Abzeichen einigte sich der Ledenraad auf eine deutlichere Formulierung der geltenden Regelung in den Körrichtlinien.

 

Aktuelle Altersstruktur der KFPS-Deckhengste

Nachdem innerhalb kurzer Zeit jüngst zwei (ehemalige) KFPS-Deckhengste (der erst 14-jährige Hedser 465 und der abgekörte Jorrit 363) verstorben sind, möchte ich heute einen kleinen Blick auf die aktuelle Altersstruktur der gegenwärtigen Vererber werfen.

Aktuell sind exakt 100 lebende KFPS-Deckhengste registriert (abgekörte Hengste nicht miteinberechnet), diese wurden zwischen 1990 und 2013 geboren.
Die Krone als ältester noch lebender Deckhengst trägt im Moment der am 24.03.1990 geborene Ulke 338 (Tjimme 275 x Reitse 272 P), der seit 2015 nicht mehr aktiv in der Zucht ist und seine Rente bei Willem Wester in den Niederlanden genießt. Anlässlich seines 25. Geburtstages präsentierte sich dieser Nestor nochmals auf der Hengstenkeuring in Leeuwarden mit ungebrochener Lauffreude an den langen Leinen.

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Ulke 338 – ein rüstiger Rentner. Foo: Markus Neuroth / friesenwiki.de

Ihren 25. Geburtstag feierten dieses Jahr die beiden Hengste Abel 344 (*18.04.1992, Reitse 272 P x Wessel 237 P) und Abe 346 (*27.04.1992, Jillis 301 x Hearke 254 P). Beide deckten im Jahr 2015 zum letzten Mal.
Auch der in den USA stationierte Preferenthengst Anton 343 (Oege 267 P x Tjimme 275) wird heuer 25 Jahre alt – er wurde am 18.06.1992 geboren, befindet sich aber (mit einer Ausnahme 2015) bereits seit 2011 nicht mehr im aktiven Deckdienst.

Der älteste noch aktive KFPS-Hengst ist der am 27.03.1993 geborene Fabe 348 P (Melle 311 x Romke 234), der im Vorjahr immerhin noch 10 Stuten belegte. Ihm folgt auf dem Fuße der nur kurze Zeit später geborene Fetse 349 (*03.04.1993, Feitse 293 P x Djurre 284), welcher ebenfalls noch 2016 aktiv war und die Friesenzucht in seiner Heimat Südafrika bedeutend mitprägte.

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Oldie but goldie – Fabe 348 P ist der älteste noch aktive Deckhengst des KFPS. Foto: Markus Neuroth / friesenwiki.de

Der erfolgreichste noch aktive Althengst ist aber sicherlich der Publikumsliebling Jasper 366 P. Der am 20.05.1995 geborene Olof 315-Sohn feiert in wenigen Tagen seinen 22. Geburtstag und bewies im Januar 2017 im Zuge der Hengstenkeuring erneut, dass er noch lange nicht zum “alten Eisen” gehört. Er fesselte das Publikum mit seiner unfassbaren Präsenz und bestätigte damit seinen Ruf als “Kaiser unter Königen”. Auch bei den Züchtern erfreut er sich ungebrochener Beliebtheit und deckt immer noch in beachtlichen Zahlen.

Am anderen Ende der Altersstruktur finden wir Siert 499 (Dries 421 x Sape 389), der am 26.04.2013 geboren und somit erst kürzlich 4 Jahre alt wurde.

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Siert 499 – das jüngste Mitglied im Reigen der ehrwürdigen KFPS-Deckhengste. Foto: Markus Neuroth / friesenwiki.de

 

Insgesamt zeigt sich das Defilé der KFPS-Stammbuchhengste als recht junge Gesellschaft – ein Großteil der lebenden Deckhengste ist unter 15 Jahre alt, was auch dem züchterischen Boom Anfang der 2000er geschuldet sein dürfte. Der Altersdurchschnitt liegt derzeit bei 13,3 Jahren.

Alterstruktur Stand 15-05-2017

Jorrit 363 verstorben

In der Vorwoche wurde bekannt, dass der abgekörte Deckhengst Jorrit 363 im Alter von 22 Jahren in den USA verstorben ist.

Der 1995 geborene Nykle 309-Sohn stammte aus einer sterpreferenten Stute von Lammert 260 P x Ygram 240 aus Stam 043. Er deckte nach seiner Ankörung im Jahr 1998 drei Jahre in den Niederlanden, ehe er in die Vereinigten Staaten verkauft wurde. 2004 wurde er aufgrund der nicht zufriedenstellenden Leistungen seiner Nachkommen abgekört.

Jorrit 363 war während seiner aktiven Deckkarriere bei den Züchtern nicht übermäßig gefragt, insgesamt brachte er es auf knapp über 350 Bedeckungen. 18 seiner Töchter wurden mit dem Sterprädikat ausgezeichnet, seine Sterstutenpercentage liegt damit aktuell bei niedrigen 20%. Leider konnten seine Nachkommen keine höheren Prädikate erreichen, ein Pferd trägt allerdings das Sportprädikat.

Er hinterlässt keine Söhne oder Enkel, die vom KFPS als Stammbuchhengste lizenziert wurden.

 

Turnierimpressionen

Trotz etwas stressgeplagtem Alltag habe ich es heute Vormittag zum CDN-B* in Gallneukirchen / Oberösterreich geschafft, um nach langer Turnierpause wieder einmal einige Sportfriesen “in action” vor der Linse zu haben, die auf diesem Turnier in ungewöhnlich großer Dichte auftraten.

Leider wurde man im Zuge der Bewerbe mit offenbar nicht sonderlich friesenaffinen Richtern konfrontiert, deren Meinung hinsichtlich der Bewertung ich persönlich nicht immer teilen konnte.

Auch wurden viele Prüfungen in einer sehr dunklen Halle geritten, deren Lichtverhältnisse für qualitativ hochwertige Fotos leider viel zu bescheiden waren.

Eine dieser Prüfungen war ausgerechnet eine DPA für 5-6-jährige, in der mein liebster Friesenreiter Ralph Buchberger zwei junge Hengste der Fam. Prexl / Friesen Exklusiv vorstellte. Beide Pferde präsentierten sich hervorragend und wurden mit 1. und 2. Plätzen belohnt. Fotos gibt es leider nur aus der Abreitehalle :).

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Ralph Buchberger auf dem fantastischen Maserati van de Hondshoeve (Maeije 440 x Ulke 338)

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Maserati van de Hondshoeve zeigte nicht nur seine sportlichen Qualitäten – selten habe ich einen so jungen Hengst (geb. 2012!) auf einem Turnier gesehen, der so entspannt und ohne jede Hengstmanieren in die Prüfung geht.

Fotografisch weniger anspruchsvoll gestaltete sich ein weiterer Friesenstart auf dem Außenplatz – bei herrlichem Sonnenschein konnte ich die LP-Prüfung von Karin Dorn und ihrem Hengst Gerrit fan ‘e Boppelannen (*2002, Fabe 348 P x Feitse 293 P) verfolgen, die eine solide Leistung zeigten und sich am Nachmittag auch noch in der Damensattel-Spezialdisziplin zeigten.

Für mich war Mittags leider Schluss, weshalb ich weder die Damensattel-Bewerbe noch den Start von Antonia Koch auf ihrer Stute Hera van Zenz (*2010, Harmen 424 x Jasper 366 P) in der L miterleben konnte. Das Paar sicherte sich einen beachtenswerten 1. Platz im Bewerb!

Herzliche Gratulation an alle Teilnehmer!

Hochdekorierte Qualitätsmütter – Teil 3

Nachdem ich in Teil 1 und Teil 2 von den jüngeren und noch aktiven Qualitätsmüttern der KFPS-Zucht geschrieben habe, möchte ich mich in Teil 3 zwei hinsichtlich der Leistungsveranlagung außergewöhnlichen Zuchtstuten widmen.

Stuten sind in der öffentlichen Wahrnehmung der Pferdezucht-Szene leider immer wieder etwas unterrepräsentiert, das Hauptaugenmerk liegt auf den “Stempelhengsten”, also jenen männlichen Vererbern, die die Zucht durch die Quantität und Qualität ihrer Nachkommen maßgeblich prägen bzw. prägten. Stuten können an diese Erfolge in quantitativer Hinsicht schon aus den gegebenen biologischen Gründen nicht anknüpfen – selten bringen es selbst äußerst fruchtbare Mütter in ihrer Karriere auf mehr als 15 Nachkommen. Qualitativ betrachtet steht so manche Stute aber einem “Stempelhengst” um nichts nach und insofern ist es mir ein Anliegen, in einer kleinen Serie solche “Qualitätsmütter” zu beleuchten.

Sjiekedame S. Model Pref*8 Prest

Die in Drogeham / NL bei H. Sijtsma geborene Sjiekedame S. besticht bereits auf den ersten Blick durch ihre beeindruckende Sammlung an Qualitätsprädikaten – Modelprädikat, mit 8 Prädikatsnachkommen dubbelpreferent und darüber hinaus noch als Prestatiemoeder eingetragen.
Wenn man noch etwas genauer recherchiert, stößt man aber auch auf ein sensationelles IBOP-Ergebnis aus dem Jahr 1995, bei dem die damals erst 6-jährige Stute ein rekordverdächtiges Ergebnis von 93 Punkten lieferte – darunter mit einer 9,0 für den Trab.

Geboren 1989 als Tochter von Feitse 293 P, stammt Sjiekedame S. aus einer äußerst prädikatreichen Mutterlinie aus Stam 015. Ihre Mutter ist die sterpreferente Walsdame S. (*1980, Tsjalling 235 P x Ritske 202 P), welche wiederum aus der ebenso sterpreferenten Geke (*1973, Ritske 202 P x Age 168) stammt, die Linie läuft weiter auf Tilana Model Pref und Celma Model Pref (v. Obscurant 150).

Als Fohlen erhielt Sjiekedame S. 1989 eine 2. Prämie – 1992 wurde sie mit dem Sterprädikat in das Stammbuch eingetragen, 1995 folgte ihre Modelerklärung. Im Laufe ihrer langen Karriere als Körungspferd sammelte die Ausnahmestute mindestens sieben 1. Prämien, die letzte davon im Jahr 2002 in Drachten.

Als Zuchtstute verdiente sie sich ihre Sporen durch 14 registrierte Nachkommen.

Ihre ersten beiden Fohlen waren zwei 1993 und 1994 geborene Hengste, 1995 folgte ihre erste Tochter Lies fan Bommelsteyn (v. Lute 304), die seit 2002 das Modelprädikat trägt und äußerst erfolgreich als Zuchtstute in den Vereinigten Staaten im Einsatz ist. 2016 brachte diese Stute ihr zehntes Fohlen zur Welt.

1996 brachte Sjiekedame ein weiteres Stutfohlen von Lute 304 zur Welt, es folgten die Hengste Skelte fan Bommelsteyn (*1997, v. Lute 304) und Wout fan Bommelsteyn (*1999, v. Abel 344), welche beide später als Sterwallache in das Ruinenboek eingeschrieben wurden.

Die im Jahr 2000 geborene Adeldame fan Bommelsteyn (v. Reitse 272 P) sollte sich zu einer der erfolgreichsten Töchter von Sjiekedame S. mausern. Die in ihrem Leben mit unzähligen 1. Prämien bedachte Stute erreichte eine ähnlich hohe IBOP-Punktzahl wie ihre Mutter (91,8 Totalpunkte im Jahr 2004), wurde 2007 zur Modelstute erklärt und trägt seit 2015 das Sportprädikat. Als Zuchtstute brachte sie bisher 9 Fohlen in den Niederlanden zur Welt, darunter 2 Wallache, die bereits mit dem Sterprädikat bedacht wurden.

2001 wurde Sjiekedame Mutter eines weiteren Fohlens von Reitse 272 P – der Hengst Douwe fan Bommelsteyn erlangte später ebenfalls das Sterprädikat.

Die 2002 geborene Gouddame fan Bommelsteyn (v. Onne 376) sollte die dritte Modeltochter von Sjiekedame S. werden. Die Stute lief 2006 eine ebenfalls sehr hoch bewertete IBOP (85,4 Punkte) und wurde 2008 Kroon, 2009 schließlich Model erklärt. Ein Jahr später erlangte sie darüber hinaus das Sportprädikat. 2007 wurde sie zur Reserve-Kampioene der CK in Drachten ausgerufen, sie ist mittlerweile als Zuchtstute in Australien im Einsatz.

2003 folgte ein weiteres Hengstfohlen von Onne 376, 2004 brachte Sjiekedame S. nach einem Umzug in die USA die Ulbert 390-Tochter Nelie of Noble zur Welt, die mit dem Sterprädikat bedacht wurde und seit 2011 im Besitz des Sportprädikats ist.

2006 fohlte Sjiekedame eine Tochter von Anne 340, die im Fohlenbuch registriert ist, 2007 wurde ihre bislang letzte Stertochter, Zarianna of Noble (v. Anton 343 P) geboren. Ihr letztes Fohlen brachte diese außergewöhnliche Zuchtstute schließlich im Jahr 2010 – die Stammbuchstute Heiress of Majestic Friesians (v. Wander 352).

Besonders erfreut war ich darüber, ein Video aus dem Jahr 2011 zu finden, das dieses wunderbare Zuchtjuwel in der Bewegung zeigt:

Aukje Boszorg Model Pref*10 Prest

Eine wohlbekannte Hengstmutter hat ebenfalls ihren Eindruck als hervorragendes Leistungspferd hinterlassen – die aus der prädikatreichen Boszorg-Familie (Stam 050) stammende Aukje Boszorg Model Pref Prest.

Aukje Boszorg wurde am 11. April 1992 bei der Züchterfamilie Bos in den Niederlanden geboren. Ihre 1984 geborene Mutter Hanneke Boszorg Model Pref (Lammert 260 P x Tsjalling 235 P) stammt aus der ebenfalls modelpreferenten Whita (*1980, Tsjalling 235 P x Freark 218), die bis in die 1990er-Jahre hinein viele hervorragende Prädikatstöchter lieferte.

Aukje Boszorg wurde bereits als Fohlen mit einer 1. Prämie bedacht, dieser sollten viele weitere folgen. 1995 wurde sie mit dem Sterprädikat in das Stammbuch aufgenommen, 1998 wurde ihr nach Absolvierung einer IBOP mit sensationellen 92 Punkten das Modelprädikat verliehen.

In der Zucht konnte sie mannigfaltige Erfolge feiern – die äußerst fruchtbare Qualitätsmutter schenkte zwischen 1996 und 2013 nicht nur 17 (!) Fohlen das Leben, ihre Nachkommen waren zu großen Teilen auch äußerst erfolgreich – 3 modelpreferente Töchter, eine Kroon-Tochter, 5 Sternachkommen und der Stammbuchhengst Stendert 447 finden sich in ihrem Abstammungsregister.

Ihre Karriere als Mutterstute begann mit der 1996 geborenen Nanneke Boszorg Stb (v. Oeds 318), 1997 folgte Setse Boszorg (v. Fetse 349). Diese Stute entwickelte sich zu einem außerordentlich erfolgreichen Körungspferd, erhielt ausschließlich 1. Prämien und wurde 2003 Model erklärt. Mit ihren zahlreichen Stutnachkommen gründete sie eine regelrechte Dynastie hochqualitativer Zuchtpferde (eine ihre Töchter ist die in Teil 2 dieser Serie beschriebene Mooi van Setse v.d. Hommershoeve Model Sport Pref) und trägt dahingehend auch das Preferentprädikat.

Nicht minder erfolgreich verlief der Lebensweg der nächsten Tochter von Aukje Boszorg  – die ebenfalls von Fetse 349 abstammende Tonne Boszorg wurde 1998 geboren, auch sie erreichte im Laufe ihrer langen und erfolgreichen Karriere zahlreiche 1. Prämien und lieferte 2003 einen IBOP-Score von 80,0 Punkten. 2006 folgte ihre Modelerklärung, seit 2012 ist sie darüber hinaus preferent. Unter ihren bislang 12 Nachkommen finden sich u.a. eine Kroonstute und ein Ster + Sport-Hengst, ihr jüngstes Fohlen wurde 2017 in den Vereinigten Staaten geboren.

Nur ein Jahr später, 1999, brachte Aukje Boszorg erneut ein Stutfohlen zur Welt – Whita Boszorg (v. Krist 358). Sie sollte als dritte der Aukje Boszorg-Töchter das Modelprädikat erhalten und Preferent erklärt werden, darüber hinaus lieferte auch sie ein hervorragendes IBOP-Ergebnis mit 83,0 Punkten (2006). Unter ihren 12 Nachkommen findet man eine Model- und eine Kroon-Stute.

Eine weitere Krist 358-Tochte wurde 2000 geboren, diese Stute konnte aber an die großen Erfolge ihrer Vollschwester Tonne Boszorg nicht anknüpfen. Sie wurde Ster erklärt und trägt das Sportprädikat.

Nach einem früh verstorbenen Stutfohlen im Jahr 2001 brachte Aukje Boszorg 2002 noch ein Krist 358-Tochter namens Hanneke II Boszorg zur Welt, die ebenfalls das Sterprädikat trägt und in der Zucht im Einsatz ist.

2003 folgte die Brandus 345 P-Tochter Jouke Boszorg, die seit 2009 das Kroonprädikat trägt. Ihre 2004 geborene Vollschwester von Brandus 345 P verstarb leider ebenfalls früh.

Nach 9 Töchtern brachte Aukje Boszorg 2005 ihren ersten Sohn zur Welt – dieser von Andries 415 stammende Junghengst wurde später unter seinem Hengstnamen STENDERT 447 weithin bekannt und ist wohl das Krönchen auf den hervorragenden Zuchtleistungen seiner Mutter.

Ihm folgten 2006 und 2007 zwei weitere Hengstfohlen, beide von Fetse 349. 2008 wurde die Jerke 434-Tochter Anthonia Boszorg Ster geboren, 2009 der Vb-Hengst Ennu Boszorg von Harmen 424. Im Jahr 2010 kam die spätere Sterstute Grootheid Boszorg (v. Pier 448) zur Welt, 2013 folgte ihr Vollbruder, der Vb-Hengst Johannes Boszorg.
Ihr letztes Fohlen brachte Aukje Boszorg 2013 zur Welt – die von Maurus 441 stammende Parel Boszorg Stb.

 

 

 

 

 

Wer steht hinter dem Panorama?

Aus aktuellem Anlass möchte ich dem Thema “Unabhängigkeit von Friesenpanorama International” ein paar Zeilen widmen.

Diese Seite, die dazugehörige Facebook-Page und alles drumherum sind ein Ein-Mann-Projekt, das von mir aus purer Leidenschaft und Faszination für das KFPS-Friesenpferd unentgeltlich und in Eigenregie geschaffen wurde. Ich bin als Mitglied der Friesenfreunde Österreich auch ein Mitglied des KFPS, betreibe diese Seite aber nicht als offizielles Organ eines Vereins – weder das KFPS, noch der DFZ, die FFÖ oder ein sonstiger Verein oder Privatmensch haben auf die Inhalte dieses Projekts Einfluss.

Mit großer Freude arbeite ich aber natürlich mit dem Deutschen Phryso und dem friesenwiki.de zusammen, wie allerdings sicher schon einige bemerkt haben, sind viele Artikel exklusiv über das Panorama verfügbar – insbesondere solche, die explizit meine persönliche Meinung vertreten.

Ich kann also in dieser Hinsicht versichern, dass die Berichterstattung im Friesenpanorama zu 100% unabhängig passiert, aber ist sie auch objektiv?

Wie oben bereits erwähnt ist dieses Projekt in seiner Umsetzung zur Gänze auf meinem persönlichen Misthaufen gewachsen – ich versuche zwar redlichst, meine Berichte so objektiv wie möglich zu halten und die KFPS-Friesenszene in ihrer Gänze zu erfassen, aber einer Einzelperson sind durch den eigenen Horizont nunmal Grenzen gesetzt – insofern werden geneigte Leser wohl oder übel damit leben müssen, dass sämtliche hier erscheinenden Artikel auch immer einen Funken meiner subjektiven Meinung enthalten, weil sie schlicht und ergreifend allesamt aus meiner Perspektive geschrieben sind.

Um diese “Einseitigkeit” etwas aufzubrechen, habe ich auch die Idee des “Friesenfokus” umgesetzt, welche andere Perspektiven und Sichtweisen mit in den Kanon des Friesenpanoramas holen soll. Zwar ist aus dieser Reihe gerade erst das erste Interview erschienen, weitere sind aber bereits in Arbeit – nicht nur hinsichtlich des Sports, sondern auch betreffend Zucht und Ausbildung. Ich lege dabei großen Wert darauf, diese Plattform so offen wie möglich zu halten und treffe bewusst keine Vorauswahl der Menschen, die im Zuge des “Friesenfokus” zu Wort kommen. Wer immer auch etwas zu sagen hat, darf sich gerne melden und wird veröffentlicht :).

Mit freundlichen Grüßen,

Richard Blach
Friesenpanorama International

Friesenfokus – Helden im Viereck: Alexandra Stoya

Unter dem Titel “Friesenfokus – Helden im Viereck” möchte ich Menschen zu Wort kommen lassen, die durch ihren täglichen Einsatz und das Ausleben ihrer Leidenschaft das Friesenpferd ins Rampenlicht des Sports rücken. Ihnen ist es zu verdanken, dass dem Ruf des Friesen als “Kutschpferd” lebende und oftmals erfolgreiche Beweise entgegen gesetzt werden, die eindrucksvoll die Vielfältigkeit und Leistungsfähigkeit dieser wunderbaren Rasse demonstrieren. Dabei ist es für mich persönlich nebensächlich, ob diese ambitionierten und engagierten Reiter international im “großen Sport” starten, oder ihre Friesen regional dem interessierten Publikum präsentieren – sie alle helfen mit bei der Mission, den oftmals unberechtigt schlechten Ruf des Friesen in der Pferdesportszene gerade zu rücken.

Ich freue mich ungemein, eine sehr erfolgreiche und überaus engagierte Reiterin für den ersten Teil dieser Interview-Serie gewonnen zu haben und wünsche meinen lieben Lesern viel Vergnügen beim Lesen dieses wunderbaren Interviews mit Alexandra Stoya!

Helden im Viereck - Alex Stoya

Friesenpanorama International: Friesen haben im Sport vielerorts immer noch einen zweifelhaften Ruf und gelten landläufig als Exoten im Teilnehmerfeld. Wie bist du „auf den Friesen“ gekommen und woher kam deine Motivation, dich mit deinem Pferd im Sport zu präsentieren?

Alexandra Stoya: Die Vorbesitzerin meines ersten Pferdes (ein Shagya-Araber) besaß einen Friesenwallach, von dem ich auch sehr begeistert war. Außerdem hatte meine Freundin einen Friesenwallach, mit dem sie erfolgreich bis zur Klasse L Turniere ritt, einige Male waren wir mit meinem Araber und ihrem Friesen in Paarklassen unterwegs. Diese Kontakte weckten den Friesenvirus in mir, aber es dauerte noch einige Jahre, bis sich der Traum vom eigenen Friesen erfüllte. Anfang 2000 kaufte ich zu meinem Hannoveraner Wallach einen 6 jährigen Friesenwallach (von Leffert) dazu. Ein feines Pferd mit ansprechenden Bewegungen und einer Begabung zur Dressur. Aus privaten Gründen trennten sich unsere Wege nach nur einem Jahr. Aber es stand fest, irgendwann wieder ein Friese. 2004 ging ich erneut auf die Suche und im August des Jahres kam Bernhard El. zu mir. Ein damals 4-jähriger Wallach, leicht angeritten, den ich selber mit stetigem Reitunterricht ausgebildet habe. „Bernie“ war schon immer sehr leicht abzulenken und umweltorientiert, was uns die wenigen Dressurstarts erschwerte. Trotzdem konnte ich mit ihm 2006 das Finale der JFPMDA in Leeuwarden erreichen und dort gelang uns der 4. Platz in der Gesamtwertung.

Meine Hoffnung lag auf meinem Nachwuchspferd Theuntje, sie entwickelte sich zum feinen Dressurpferd, allerdings bin ich lange Zeit nur für mich zu Hause geritten. Erst 2015 begann Theuntjes Turnierkarriere.

Ein Friese ist ein Pferd, wie jedes andere auch. Da ich diese Rasse lieben und achten gelernt habe, stellte sich mir gar nicht die Frage für den Dressursport ein anderes Pferd zu wählen. Entweder mit einem Friesen oder halt gar nicht.

Spaß im Gelände 2016

Geländeritt mit charmanter Begleitung – Copyright: A. Stoya

FPI: Warst oder bist du mit Vorurteilen bzgl. der Rasse deines Pferdes im Sport konfrontiert (von Richtern, Konkurrenten, Zuschauern?) und inwiefern beeinflussen dich die oftmals negativen Vorurteile gegenüber Friesen im Sport?

AS: Einfache Antwort: Ja! Es gibt genug Mitstreiter, die uns belächeln, weil die Friesen ja eigentlich vor die Kutsche gehören. Leider gibt es auch noch einige Richter, die Friesen im Turniersport nicht gerne sehen. Aber davon lasse ich mich nicht beirren oder beeinflussen, denn so weit muss manch anderer erst mal kommen. An manchen Tagen zeigen wir eine gute und korrekte Vorstellung, an anderen Tagen auch mal nicht, wobei ich sagen muss, dass es dann fast immer an mir liegt :).  Jede Dressurprüfung bringt mich ein Stück weiter. Von den Zuschauern gibt es meist nur positive Kommentare, ihnen gefällt oft ein Friese im Dressurviereck.

Training Theuntje 2014-1

Durchaus beneidenswert! Theuntje vom Lohorst im Training unter Alexandra Stoya – Copyright: A. Stoya

FPI: Welche Eigenschaften schätzt du in sportlicher Hinsicht besonders an deinem Pferd bzw. was macht dein Pferd für dich als Reiter besonders sportgeeignet? Gibt es auch rassespezifische Eigenschaften des Friesen, die in deinen Augen sportlich von Vorteil / Nachteil sind? Wenn ja, welche?

AS: Theuntje ist meist motiviert und lernt schnell und lässt sich sehr korrekt durch die Prüfungen reiten. Durch eine vielseitige Ausbildung (Gelände, Dressur und auch Springgymnastik) ist sie recht unerschrocken und durch den Trubel rund um das Dressurviereck lässt sie sich nur ganz selten ablenken.

Vorteile oder Nachteile … sicher gibt es Friesen, die nicht so sehr im Dressurpferdetyp stehen, z.B. mein Bernie. Bei ihm sehe ich das kurze, unterständige Vorderbein als Nachteil, allerdings hat er eine tolle Galoppade. Theuntje ist korrekt gebaut, könnte die Kruppe schöner haben, aber  vor allem verlief ihre Ausbildung korrekt nach der „Skala der Ausbildung“. Wenn man das beherzigt, kann auch ein Friese , der vielleicht nicht so sehr im typischen Dressurpferdetyp steht, korrekt durch Dressurprüfungen gehen. Ob es immer bis in den großen Sport reicht, das liegt sicher auch am Potential von Pferd und Reiter.

Bernie & Alex 2016 - Foto Sabina Wiggins

Bernhard El. & Alexandra Stoya – Foto: Sabina Wiggins

FPI: Beschreibe uns bitte kurz den gemeinsamen sportlichen Werdegang von dir und deinen Pferden.

AS: Mit Bernie habe ich mich nach wenigen Versuchen in A-Dressuren entschieden, dass das vorerst nicht unser Ding ist und ich wartete ab, was mal aus meinem Nachwuchspferd Theuntje vom Lohorst wird. Theuntje zog als Absetzer im Dezember 2006 bei mir ein, wuchs gemeinsam mit einer gleichaltrigen Shettystute auf und stand immer zusammen im Herdenverband mit meinen Wallachen. Liebevoll wurde sie von Charly, einem älteren Tinker-Wallach großgezogen, bis sie später dann auf ihn Acht gegeben hat.

Bei der Ausbildung von Theuntje machte ich von Beginn an einiges anders als bei Bernie, auch hier hatte ich immer guten Reitunterricht und sie wurde nie in Beritt oder Ausbildung gegeben. Ich wollte es selber machen, so gut ich dazu in der Lage war. Schnell merkte ich, dass sie über gute GGA verfügt und sich in der Dressurarbeit gerne angeboten hat. 4-jährig fingen wir mit etwas mehr Dressurarbeit an und auf der Zuchtschau in Assen wurde sie 2010 ins Stammbuch aufgenommen. Am selben Tag gelangen uns in der JFPMDA 66 Punkte und das Ticket für das Finale in Drachten war gesichert. O-Ton des Vorführers: „Ein gutes Pferd für Dressur, aber nicht so gut für den Ring”. In Drachten lief es gut für uns und am Ende stand Theuntje mit 68 Punkten auf Rang 4 der 4-jährigen Stuten.

Zum Starten auf herkömmlichen Turnieren fehlte mir noch die Motivation. Ich bildete Theuntje weiter aus und 6- und 7-jährig wurde sie einige Male von der Tochter einer Stallkollegin erfolgreich in Dressurwettbewerben vorgestellt. Erst als Theuntje 9 Jahre alt wurde, beschloss ich, das Ganze selber mal zu versuchen. Es folgte die Turnierpferdeeintragung bei der FN und im März 2015 ging es dann los. Ich nannte A- und L-Dressuren, erstere mit großen Erfolgen – viele Siege und hohe Platzierungen- letztere mit anfangs niedrigen Wertnoten, bis hin zu 7 Platzierungen in der laufenden Saison.  Dieses bedeutete für die nächste Saison die Höherstufung in Leistungsklasse 4, somit auch startberechtigt in L-Dressuren auf Kandare geritten. Die Saison 2016 war ebenso zufriedenstellend wie in 2015. Nicht mehr ganz so viele Siege wie im Vorjahr, aber viele Platzierungen und einige Siege in A, L und Kandaren-L. Zwei Starts hatten wir in Dressurprüfungen der Klasse L**, in denen wir bereits 3 Punkte für das Sportprädikat sammeln konnten.

2017 geht es weiter, die ersten Schleifen sind gesammelt, aber die Konkurrenz schläft nicht und nach wie vor wird einem nichts geschenkt. Aber noch macht es Spaß und solange Theuntje weiterhin motiviert ist, mache ich gerne weiter.

Theuntje Turnier 2015

Ein schöner Anblick im Viereck: Alexandra Stoya auf Theuntje vom Lohorst – Copryright: A. Stoya

FPI: Welche deiner bisherigen sportlichen Erfolge waren bzw. sind für dich von besonderer Bedeutung? Auf welche Erfolge bist du besonders stolz?

AS: Besonders stolz bin ich auf das Ergebnis bei der CK in Drachten 2010, 4. Platz bei den 4-jährigen Stuten in der JFPDMA, das war klasse. Natürlich der Titel zum Stadtmeister Dressur in Emden 2015 und der Vizemeistertitel bei den Ostfriesischen Landesmeisterschaften 2015 in der Dressur A/L der Ü-40-Reiter. Ich meine, dass Theuntje der erste Friese überhaupt dort war, der bei der Meisterehrung dort mit einritt. Die zwei zweiten Plätze im Finale des DFZ-Cups 2015 und 2016 haben mich natürlich auch sehr gefreut. Aber insgesamt gesehen bedeutet mir jede einzelne Platzierung etwas, nämlich dass es durchaus möglich ist, sich mit einem gut gerittenen und vor allem korrekt ausgebildeten Friesen in Dressurprüfungen zu beweisen und zu bestehen.

Stadtmeister Emden 2015

So sehen Sieger aus! Stadtmeisterin Emden 2015 – Copyright: A. Stoya

FPI: Wohin soll eure gemeinsame Reise im Sport gehen? Welche weiteren Ziele verfolgst du mit deinem Pferd?

AS: Das nächste Ziel ist das Sportprädikat. In Deutschland sind dafür 5 Gewinnpunkte in der Klasse L** erforderlich. Ab einer Wertnote von 6,0 gibt es 1 Gewinnpunkt, ab 6,5 schon 2 Punkte. Mit meinen zwei Starts in L** im letzten Jahr konnte ich mir mit Noten von 6,2 und 6,8 bereits 3 Gewinnpunkte sichern. Leider sind L** Dressuren weniger ausgeschrieben und in diesem Jahr nehme ich dafür auch weitere Wege in Kauf. Schauen wir mal, ob es dann reicht. Auf lange Sicht wäre es ein Traum, auch einmal in Dressurprüfungen der Klasse M zu starten. Darauf arbeiten wir im Reitunterricht hin, aber natürlich auch an noch mehr Sicherheit in der Klasse L

FPI: Welche Meinung hast du zu den Bemühungen des KFPS und seiner Tochtervereine, die Präsenz von Friesen im Sport zu verstärken?

AS: Friesen im Sport sind eine gute Sache, wer die Möglichkeiten hat, entsprechende Prüfungen selber zu reiten oder sein Pferd vorstellen zu lassen, sollte sie nutzen. Hengste über den Sport zu kören ist doch gut, denn u.U. geben sie gute Eigenschaften für ein künftiges „Sportpferd“ weiter.

FPI: Gibt es für dich auch wichtige Besonderheiten betreffend die Haltung und Pflege deiner Sportpferde? Wie gestaltet sich die Haltung deiner “friesischen Sportler”?

AS: Ich habe im Laufe der Jahre immer versucht, die Haltung meiner Pferde zu optimieren und so artgerecht wie möglich zu gestalten. Meist hatte ich einen eigenen Stalltrakt oder eine Stallgasse in einem normalen Pensionsstall, dazu i.d.R. einen eigenen Paddock und eine eigene Weide, sodass ich weitestgehend mein eigener Herr war. Somit konnte ich die Fütterung und den Auslauf meiner Pferde das ganze Jahr hindurch selber bestimmen. Anfang diesen Jahres habe ich meine Pferde in einen kleinen, privaten Offenstall mit Paddocktrail gestellt. Für meine beiden Stuten gibt es für die Nacht eine schöne offene Box ohne Gitter und tagsüber stehen alle zusammen im Offenstall, können rein und raus, haben eine stets gefüllte Heuraufe vor der Nase und bestimmen selber, wann sie fressen, spielen, dösen oder richtig schlafen wollen. Die Kraftfuttergabe wird von mir je nach Leistung angepasst, ich versorge meine Pferde dahingehend selber. Es gibt ganz einfach Hafer und Pellets, kein besonderes Friesenfutter, kein Barockpferdemüsli, denn auch ein Friese ist letztendlich „nur“ ein Pferd :)!

Meine Pferde sind nicht ein Teil meines Lebens, sie sind mein Leben!

Bernie Sommer 2016

Freunde für’s Leben – Bernhard El. & Alex Stoya – Foto: Sabina Wiggins

FPI: Würdest du dich in sportlicher Hinsicht nach deinen Erfahrungen wieder für einen Friesen als Sportpferd entscheiden und auf welche Kriterien würdest du dabei besonders achten?

AS: Ja, meine Friesen sind für mich nicht nur einfach Pferde, es ist eine Lebenseinstellung. Deshalb steht der nächste Nachwuchs schon auf der Weide, ein kleiner Tsjalle 454 x Sape 381 wartet auf seine spätere Ausbildung bei mir.

FPI: Gibt es abschließend noch etwas, was du aufstrebenden Friesenreitern hinsichtlich Einstieg in den Sport raten oder mit auf den Weg geben möchtest?

AS: Natürlich nicht unterkriegen lassen :). Scherz beiseite, ganz wichtig ist eine gute und pferdegerechte Ausbildung, dazu braucht es keine speziellen Friesenausbilder oder gar Barockpferdeausbilder. Einfach jemanden suchen, der feines Reiten gemäß der Skala der Ausbildung vermittelt. Nichts überstürzen, aber auch nicht erst mit 6 Jahren oder älter mit dem Anreiten anfangen. Eine korrekte Grundausbildung ist das A und O, natürlich gepaart mit einer passenden Ausrüstung für Pferd und auch Reiter.


Zur Person:

Alexandra Stoya, geb. 1969, lebt mit ihrem Ehemann und ihren Pferden in Ostfriesland. Mit ihren im Sport vorgestellten Friesen Theuntje vom Lohorst und Bernhard El. erreichte sie u.a. 2006 und 2010 das Finale des JFPMDA (beide Male mit einem hervorragenden 4. Platz), war 2015 und 2016 Zweitplatzierte im Finale des DFZ-Cups, gewann die Dressur-Stadtmeisterschaft Emden 2015 und wurde Vizemeisterin der Ostfriesischen Landesmeisterschaften 2015 (Dressur Ü40).
Auf Theuntje vom Lohorst startet sie akutell in der Klasse L**.

Bernie 2016 - Foto Sabina Wiggins.JPG

Bernhard El. – Foto: Sabina Wiggins

Zu den Pferden:

Bernhard El. ist ein 2000 geborener Wallach aus der Zucht von R. Elsinga im niederländischen Nijeholtpade. Sein Vater ist der bekannte Sportpionier Jakob 302, er stammt aus der Sterstute Geertje El. (*1994, Oltman 317 x Oege 267 P, Stam 078), die insgesamt 14 Fohlen zur Welt gebracht hat – darunter die Sterstute Elvira El. (v. Anne 340) und die Ster + Sportstute Germa El. (v. Tsjerk 328 P). Alexandra beschreibt ihn als ihren “Fels in der Brandung”.

Theuntje vom Lohorst (geb. 2006) – das Deluxe-Muckel 😉 – stammt aus der deutschen Zucht von D. Pospischil in Edewecht/Wittenberge. Die Brandus 345 P x Pike 316 gezogene Stute erhielt als Fohlen eine 2. Prämie und wurde 2010 in das Stammbuch eingetragen. Unter Alexandra Stoya ist sie derzeit auf dem besten Weg, sich ihr Sportprädikat zu verdienen. Theuntje stammt aus der preferenten Stammbuchstute Eida ut ‘e Mieden (*1996, Pike 316 x Wessel 237 P, Stam 027) von deren 12 Nachkommen bislang 4 mit dem Sterprädikat ausgezeichnet wurden.
Sie befindet sich derzeit auf dem Ausbildungsstand L** und wird weiter gefördert.

Theuntje Training 6

Theuntje vom Lohorst – Copyright: A. Stoya

Yke E. (*2015) ist die Nachwuchshoffnung von Alexandra Stoya. Das Hengstfohlen von Tsjalle 454 aus der Zucht von Y.P. Elgersma im deutschen Westerholt stammt aus der Sterstute Sabina (*2005, Sape 381 x Hearke 254 P, Stam 001). Diese junge Zuchtstute hat bislang 6 Fohlen gebracht. Ihre Mutter wiederum ist die sterpreferente Wina (*1991, Hearke 254 P x Peke 268), die 4 Sternachkommen aus ihren insgesamt 10 Fohlen vorweisen kann.

Yke E - Alexandra Stoya

Yke E. – Foto: Sabina Wiggins

Ich möchte mich an dieser Stelle nochmals herzlich bei Alexandra Stoya für die bereitwillige Gewährung dieses Interviews bedanken und wünsche ihr von Herzen alles Gute und viel Erfolg im Sport und mit ihren wunderbaren Pferden!

Titelbild: Alexandra Stoya und Theuntje vom Lohorst / Foto: Sabina Wiggins

Quantitative Entwicklung der KFPS-Zucht 1996 – 2016

Meinen treuen Langzeit-Lesern ist meine Vorliebe für statistische Spielereien schon hinlänglich bekannt – um auch neue Leser damit vertraut zu machen, möchte ich heute einen Blick auf die zahlenmäßige Entwicklung der KFPS-Zucht in den letzten 20 Jahren werfen, auch um die Frage zu beantworten, wie man “hohe Deckzahlen” definieren kann.

Der sehr transparente Umgang des KFPS mit den quantitativen Fakten der eigenen Zuchtgeschichte erlaubt uns den Zugriff auf viele wichtige Daten der vergangenen Jahrzehnte – so u.a. auf sowohl die Gesamtdeckzahlen, als auch auf die Einzeldeckzahlen der lizenzierten Deckhengste.

Wie vielen langjährigen Beobachtern der Friesenzucht bekannt sein dürfte, erholt sich die KFPS-Zucht im Moment langsam von einem enormen Einbruch der Bedeckungszahlen (siehe Grafik).

Nach einem regelrechten Friesenboom im ersten Jahrzehnt der 2000er-Jahre, stürzten die Deckzahlen zwischen 2008 und 2014 beinahe ins Bodenlose und erholen sich seither nur langsam.

Entwicklung Deckhengste 002

Für mich stellte sich in Anbetracht dessen die Frage, inwiefern dieser Einbruch der Deckzahlen die Populationsdynamik hinsichtlich des “popular sire”-Effekts beeinflusst hat. Um dieser Frage zu begegnen, habe ich in der oberen Grafik die Gesamtdeckzahlen dem jeweils höchsten Einzelwert (also der besten Deckzahl des Jahres eines einzelnen Hengstes) gegenübergestellt. Interessant daran ist, dass der rapide Rückgang der Total-Deckzahlen der Beliebtheit der jeweilig aktuellen “Modehengste” nicht besonders abträglich gewesen zu sein scheint. Erreichten in den Jahren des Friesenbooms die beliebtesten Hengste 276 (2002, Onne 376) bzw. 302 (2003, Folkert 353 P) von jeweils über 8400 Bedeckungen, so schaffte es im Jahr 2014 der junge Epke 474 auf 209 Bedeckungen bei einem Total von nur knapp über 4000 registrierten Decksprüngen.

Wenn man diese Zahlen in ein prozentuales Verhältnis umrechnet, so zeigt sich, dass in den bedeckungsstarken Jahren auf den jeweils beliebtesten Deckhengst 3,0 – 3,5% der gesamten Bedeckungen entfallen, wohingegen dieser Wert in den bedeckungsschwachen Jahren auf über 5,0% und teilweise sogar auf über 6,0% steigt.

Entwicklung Deckhengste 003

Noch stärker zeigt sich diese Auswirkung, wenn man die Deckzahlen der 5 beliebtesten Deckhengste jeden Jahres zusammennimmt und den prozentualen Wert aus den Totalzahlen errechnet. In den Jahren 2002 und 2003 gingen 14,0 – 15,0% aller Bedeckungen auf das Konto der “Top 5”, seit 2013 liegt dieser Wert konstant bei über 21,0%.

Rechnet man nun den Wert der 15 gefragtesten Deckhengste pro Jahr mit ein, wird anhand der Grafik schnell ersichtlich, welches Problem sich daraus ergibt. Deckten die 15 beliebtesten Deckhengste in den Jahren 2002 und 2003 ca. 35,0% aller Stuten, so stieg dieser Wert im Laufe der Jahre 2014 – 2016 auf konstant über 50,0%.

Dass das aber nicht an einer eingeschränkten Hengstauswahl liegen kann, zeigt die nächste Grafik.Entwicklung Deckhengste 001

Hier habe ich die Anzahl der aktiven Deckhengste pro Jahr (Hengste, von denen mindestens eine Bedeckung registriert wurde) der durschnittlichen Bedeckungszahl/Jahr gegenüber gestellt.

Deutlich zeigt sich hier, dass sich die Anzahl der aktiven Deckhengste seit 2003 in einem konstanten Hoch befindet (erst 2016 fiel diese Zahl erstmals wieder knapp unter 85 Hengste). Die durchschnittlichen Bedeckungen pro Hengst hingegen folgen weitestgehend dem Verlauf der Gesamtdeckzahlen.

In Anbetracht der Tatsache, dass die jährlichen “Topper” in der Deckstatistik vom Rückgang der Gesamtdeckzahlen nur wenig betroffen sind, lässt dies nur den Rückschluss zu, dass die bei den Züchtern weniger beliebten (dabei aber für die genetische Diversität der Population äußerst wichtigen!) Deckhengste den Einbruch der Bedeckungen massiv zu spüren bekommen. Diese Entwicklung kann man durchaus als besorgniserregend betrachten, vor allem hinsichtlich der Tatsache, dass das Feld der beliebtesten Deckhengste teilweise über Jahre hinweg nur kleinen Änderungen unterworfen ist und zum Teil aus Hengsten besteht, die in enger verwandtschaftlicher Beziehung zueinander stehen.

In den letzten Jahren kann also durchaus beobachtet werden, dass die Friesenzucht in gewisser Weise auf einen “genetischen Flaschenhals” zusteuert, dem nur mit einer – in Bezug zur Gesamtpopulation – überlegten Zucht- und Körpolitik beizukommen ist, der auch einen Appell an die Mitverantwortung der Friesenzüchter beinhalten muss.